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Thomas Kesseler

Patina

15.09.18 - 14.10.18

Der Kunstverein Linz am Rhein stellt zum Abschluss des diesjährigen Ausstellungsprogramms Thomas Kesseler mit neuen Arbeiten vor.

Thomas Kesseler ist ein leidenschaftlicher Künstler, der mit großem Enthusiasmus in mehreren Bereichen arbeitet. Malerei und Bildhauerei sowie Zeichnung und Architektur sind Bereiche in denen er sich artikuliert. Durch die Kunst der Moderne wurden alte Kriterien obsolet und die damit eröffneten Möglichkeiten produzierten die atemberaubende Entwicklung der Kunst bis zur Gegenwart. In diesem ‚Refugium der unbegrenzten Möglichkeiten‘ setzt Thomas Kesseler allerdings sehr wohl Kriterien. Das Vermögen zu zeichnen, sich an Gegebenheiten zu orientieren, etwas nachzubilden und zu interpretieren ist für Thomas Kesseler ein a priori der Kunst. Seine Ambition ist die Vermittlung der zu erlernenden Techniken um damit Projekte - insbesondere auch im Bereich der Architektur - darstellen zu können. Im Rahmen seiner Lehrtätigkeit galt ihm das als oberstes Prinzip. Unter der Freiheit der Kunst versteht Thomas Kesseler das Vermögen mit den Techniken und Materialien umzugehen, so dass sie einsetzbar sind und dem Anspruch seiner Arbeit gerecht werden.

Arbeit ist das oberste Prinzip, bestehend aus einer sich immer wiederholenden Anstrengung, es besser zu machen, zu vervollkommnen und damit auch anderen zugänglicher zu machen.

Michael Royen

Kurator des Kunstvereins Linz e.V.

Die Oberflächen der Arbeiten des Malers und Bildhauers Thomas Kesseler sind plastisch bis auf feinste Nuancen durchgearbeitet. Geschmolzenes Wachs dient sowohl zur Untermalung der Bilder als auch dem Aufbau der Plasti­ken. Die Patina der Bronzen entsteht im Zusammenspiel der Hitze des Gasbrenners und der Ätzung durch ver­schiedene Säuren. Sie changiert leuchtend wie die Bilder von Weiß, Blaugrün oder Gold bis Grau, Schwarz oder Braun. Auch die Pigmentoberflächen der farbgewaltigen Bilder scheinen wie patiniert, Spuren der Zeit zu tragen.

Thomas Kesseler
Der Bauhausschüler Werner Graef unterwies Thomas Kesseler an der Folkwang Universität der Künste von 1972 bis 1975. Von 1975 bis 1981 studierte Kesseler an der Kunstakademie Düsseldorf Bildhauerei und wurde schließlich Meisterschüler bei Erwin Heerich. Von 1981 bis 1984 studierte er Architektur an der Hochschule für Angewandte Kunst in Wien. Er wurde in die Meisterklasse von Hans Hollein aufgenommen. Parallel erhielt er von 1982 bis 1984 einen Lehrauftrag für Architekturtheorie und Architekturgeschichte an der Universität Dortmund bei Busso von Busse. 1983 wurde er in Wien mit dem Hatschekstipendium ausgezeichnet und forschte in Urbino zu Piero della Francesca und in Rom an der Bibliotheca Hertziana. 1986 legte er sein Abschlussexamen an der Kunstakademie Düsseldorf bei Ernst Kasper ab. 1987 erhielt Thomas Kesseler den Förderpreis für Architektur des Westfälischen Kunstvereins in Münster. 1990 wurde er mit dem Förderpreis für Architektur des Landes Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet. Von 1990 bis 1992 erhielt er einen Lehrauftrag für Architektur an der Kunstakademie in Düsseldorf und nahm an der Architekturbiennale in Venedig teil. 1998 wurde er zum Professor für Farbe und Raum, künstlerische Grundlehre der Innenarchitektur[1] an die Hochschule Ostwestfalen-Lippe in Detmold berufen.

Sein Werk ist durch großflächige monochrome Malerei gekennzeichnet, das durch kombinatorische Hängung im Raum zur ästhetischen Geltung und Raumerfahrung kommt.

Einführung und Eröffnungsrede

Die Kunst will nicht belehren, sie ist keine Lehre. Sie erhebt keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit wie das die Naturwissenschaften tun. Die Kunst erhebt allerdings den Anspruch auf eine allgemeine Anerkennung. Sie fordert die Künstler dazu heraus, diesem Anspruch Rechnung zu tragen. Vornehmlich galt dies für die Kunst der Moderne. Wenn es gelingt der Welt in ihrer ungeheuren Vielfalt etwas hinzuzufügen, oder sie auch nur um eine ‚künstlich’ erschaffene Arbeit zu ergänzen, wäre sie um eine zweite, artifizielle Welt reicher. Diese Welt, nennt man in der Philosophie gerne auch ‚zweite Natur’. Die vermeintliche Verwandtschaft mit der Naturwissenschaft beruht einzig auf dieser Paralelle. In beiden Bereichen wird der Natur etwas hinzugesellt. Die Naturlehre ist der Versuch der verstandesmäßigen Aneignung (Theorie), zu verstehen, wie die Dinge wirklich sind. Die Kunst ergänzt die Interpretation der Natur durch andere Betrachtungsweisen. Mit der Kunst machen wir uns ein subjektives Bild von den Phänomenen der Natur. Dabei bringen wir uns selbst, anders als die Theorien der Naturwissenschaftler, mit ins Spiel. In der Kunst der Moderne verlassen wir die Dimension der Naturinterpretation und beschäftigen uns mit der Formulierung eigener Sehweisen. Wenn Sie so wollen, ist ein Gemälde von Cezanne weitaus mehr ein Bild als ein Abbild. Mag sein, dass es noch der Natur entlehnt zu sein scheint, aber es bezieht sich auf sich selbst und das meint, es ist ein autonomes Werk. Es ist was es an sich selbst ist, ein Gemälde, und nichts anderes. Damit sind wir gezwungen uns auf das Werk einzulassen, ohne die Referenz Natur, Abbild, Vorbild etc. Wir dürfen behaupten, das dies in der Kunst der Moderne umfassend gelungen ist. Das gilt selbstverständlich für alle anderen Bereiche der Kunst auch. Sie können sich leicht vorstellen, um wieviel abstrakter die Musik ist und welcher Anspruch damit einher geht. Aber es gilt genauso in der Malerei, in der Bildhauerei, in der Photographie und im Film u.a.. Das Werk von Thomas Kesseler basiert auf dieser Errungenschaft. Alle von ihm genutzten Möglichkeiten bedeuten ein Inbesitznehmen dieser Freiheit, einer Freiheit, die die Kunst der Moderne erst möglich gemacht hat. Die Lust am Formulieren, das Darstellen von allem was ihn bewegt, anspricht oder interessiert kann in jedweder Weise erfolgen. Seine Gemälde sind unvorhersehbare Ergebnisse, welche durch Arbeit erwirtschaftet werden. Thomas Kesseler bedient sich aller Materialien, die ihm notwendig, geeignet und angebracht erscheinen. Er bezieht sich auf das Erscheinungsbild des menschlichen Körpers, oder auf Formen und Körper der Geometrie, nicht zur Darstellung der Natur, sondern um der Formulierung des eigenen Werkes willen. Für Thomas Kesseler ist das Studium der Natur eine wesentliche Voraussetzung. Die Fähigkeit etwas zur Darstellung zu bringen steht ihm zur Verfügung wie Farbpigmente oder Modeliermasse. Er bedient sich ihrer, wenn es ihm angebracht scheint. Ein Naturalist ist er deswegen nicht. Er verfährt mit den Formen der Dinge genauso wie mit einem Material. Ein menschlicher Körper oder eine geometrische Form, sind einsetzbare Materialien zur Erstellung seiner Arbeit, der Erschaffungeines Bildes oder einer Plastik. Es fällt nicht schwer, diese seine Auffassung auch auf seine Plastiken zu übertragen; sie wurden was sie sind, sozusagen aus sich selbst heraus geschaffen. Ich verweise gerne auf den Unterschied zwischen Skulptur und Plastik. Im eigentlichen Sinne ist die Skulptur eine konzeptuelle Formulierung - eine vergegenständlichte Vorstellung. Die Plastik wird, ganz im Gegensatz zur Skulptur, erstellt modelliert herausgebildet. Sie erlaubt dem Künstler das Werden der Figur mitzuerleben und sie in ihrem Wachstum gewissermaßen zu begleiten. Er findet durch seine Arbeit zur Form die Figur nimmt unter seiner Arbeit Gestalt an (dies gilt bisweilen auch bei der Skulptur, Mischformen konzeptueller Vorstellungen und der prozeßualen Ausführung lassen nicht immer klar trennen) Thomas Kesseler, wir haben über ein Bild in deinem Atelier gesprochen, das dir besonders wichtig erscheint, die Melancholia I, ein Holzschnitt Albrecht Dürers. Meine Frage an dich: Macht das alles glücklich? Oder befällt einen irgendwann, ähnlich dem Engel auf dem Bild Dürers, eine todtraurige Melancholie, das dies alles doch keinen Sinn hat?

http://www.baukunstkesseler.de/AKTUELL.html

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