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Désirée Wickler

ELDORADO - Ein Totentanz

04.06.-25.06.2023

Markt9 verwandelt sich in eine Kathedrale etwas anderer Art

Die Einladung zur Vernissage der aktuellen Ausstellung „Eldorado – Ein Totentanz“ hatte viele Menschen neugierig gemacht. Die Veranstaltung war sehr gut besucht. Auch Dr. Faust, Bürgermeister der Stadt Linz am Rhein, nutzte die Gelegenheit, sich die Werke anzuschauen.

Zum offiziellen Beginn begrüßte Sandra Irsch, stellvertretende Vorsitzende des Kunstvereins Linz am Rhein, die Anwesenden. Sie gab einen kurzen Überblick über den künstlerischen Werdegang von Désirée Wickler, bevor sie das Wort an die Künstlerin übergab. Diese wiederum kündigte ohne weitere Umschweife die Kunsthistorikerin Elvira Mienert an, die als Spezialistin für Totentanz-Darstellungen – sie ist Vizepräsidentin der Europäischen Totentanz-Vereinigung e.V. – geradezu dafür prädestiniert sei, die Einführung in die Ausstellung zu übernehmen.

Zu Beginn ihrer Rede erinnerte diese daran, wofür der sagenumwobene Ort Eldorado in der Überlieferung stehe: für unermessliche Goldschätze und die vermeintliche Erfüllung aller Wünsche und das Ende aller Sorgen. Doch auch für die Gier nach Reichtum, die das Gold in vielen Glücksuchenden wecke. Letzteren Aspekt habe Edgar Allan Poe in seinem Gedicht „Eldorado“ aufgegriffen, in dem ein Ritter, der sein Leben lang nach dem Goldschatz sucht, am Ende von einem wandernden Schatten ins Tal der Schatten geführt wird. Dieses Motiv wiederum, wie auch das des Goldes, habe Désirée Wickler auf vielfältige Weise in ihren 24 großformatigen Leinwänden verarbeitet.

Als nächstes gab Elvira Mienert einen kurzen Überblick über die Geschichte der Totentanz-Darstellungen seit dem Mittelalter, in deren Tradition die Werke der Künstlerin stünden. Insbesondere in der der Holzschnitte von Hans Holbein dem Jüngeren (16. Jahrhundert), der als erster eine szenische Darstellung gewählt habe. Die Künstlerin habe nun dem Totentanz ein modernes Antlitz gegeben. Sie stelle in ihren Arbeiten dar, welchen Obsessionen der Mensch verfalle. Dabei lege sie den Finger in viele Wunden, beleuchte sie doch neben individuellen

menschlichen Abgründen wie dem Wahn nach Selbstoptimierung und zügellosem Konsum auch die Rolle mancher Großkonzerne.

Im Weiteren ging die Kunsthistorikerin auf die Gestaltung der Werke in Désirée Wicklers „Totentanz“ im Allgemeinen und im Detail ein, u. a. auf die verwendeten Materialien und Motive, das Spiel mit Licht und Schatten sowie auf die Form der Bilder, die an Kirchenfenster oder Bögen von Kreuzgängen erinnerten. Sie erläuterte anschließend genauer die tiefere Bedeutung einzelner Bilder. Die Besucher folgten diesen Ausführungen aufmerksam, indem sie sich dem jeweiligen Bild zuwandten.

Zum Abschluss erwähnte Mienert, dass die Künstlerin – ganz der Tradition der Totentänze folgend – auch ein Künstlerbuch gestaltet habe, dessen volle Wirkung sich nur entfalte, wenn Licht hindurchscheine. Sie fasste noch einmal die Aussage des Gesamtwerkes zusammen: dass Désirée Wickler damit den selbstsüchtigen, konsumorientierten Lebensstil unserer Gesellschaft anprangere, bei dem wir die Folgen weder für uns selbst, noch für die globale Gemeinschaft bedächten. Jeder könne sich in den Bildern finden, vermutlich nicht nur in einem. Sie habe den Kunstverein in eine kleine Kathedrale mit bunten Fenstern verwandelt.

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