14. April - 12. Mai Rolf Poellet im Linzer Kunstverein
Norbert Boden Rolf Poelllet Michael Royen
Die Vernissage war am 14.04.2018 um 18:00 Uhr
Begrüßung Norbert Boden, Vorsitzender
Einführung Kurator Michael Royen im Gespräch mit Rolf Poellet
Die Finissage war am 12.Mai
Anmerkungen zur Ausstellung Rolf Poellet im Kunstverein Linz am Rhein
Rolf
Poellet bezieht den Raum, in dem die „Inszenierung“ des Kunstwerks stattfindet,
die Gegebenheiten des zu bespielenden Areals, in seine Kunst mit ein und
berücksichtigt sie; nicht um auf den Raum als solchen aufmerksam zu machen. Was
immer an Situationen vorgefunden wird: Es ist für Rolf Poellet gewissermaßen
nicht vorstellbar, so zu tun, als habe das Umfeld nichts mit seiner Arbeit
gemein. Dieses in den Raum Hineininszenieren entspricht der Tradition der
Auftragskunst. Hier ist der entscheidende Unterschied: Poellet geht es nicht um
die Gestaltung des Raumes, sondern um die Realisierung der Intention des
Künstlers.
Damit er zeigen kann was seine Arbeit ausmacht und was sie bewirken kann und soll, muss das zu bespielende Areal mit einbezogen werden. Rolf Poellet reagiert auf den Raum um seiner Arbeit willen – nicht umgekehrt. Der Raum für die Arbeit kann eingesetzt werden, beziehungsweise der Arbeit entgegenkommen oder auch Grenzen aufweisen. Alles geht nicht. Wenn der „Vorschlag“ des Künstlers, nämlich seine Malerei in die Gegebenheiten einzubauen, gelingt, so bedingen sich Raum und Werk nicht als Ergänzung, sondern werden zu einer Einheit.
Das
„Modell“ Kunstverein und Poellet vermittelt uns einen Einblick in die
ungewöhnliche Arbeitsweise des Künstlers. In der Tradition der Kunstausstellungen
darf man sagen, das dieses Bewusstsein der Wechselwirkung von Raum und Kunst in
frühester Form bei El Lissitzky (1990/1941)seinen Anfang nahm. El Lissitzky sah
in der Veränderung des Raumes durch das „Installieren“ eines Kunstwerkes eine
wesentliche Chance für eine Raumneugestaltung – eine Umdeutung der
anscheinenden Unveränderlichkeit der Gegebenheit. Nicht der Architekt, der
Künstler gestaltet den Raum zum Zwecke der Inszenierung des Kunstwerks. Und
damit sieht er den Raum als Raum in einer anderen Dimension, als er uns bislang
erschien. Daraus folgt bisweilen eine gänzliche Umgestaltung. Ähnlich der
Merzbau von Kurt Schwitters, der sich den Raum untertan macht. Die Kunst füllt
nicht mehr den Raum, sondern funktioniert ihn um zum Teil des Kunstwerks. Piet
Mondrian (1842/1944) und Theo van Doesburg sahen in der Gestaltung unseres
Daseins die entscheidende Aufgabe der Kunst. Ihre neue Auffassung von Kunst,
dass durch Gestaltung der Welt der Anspruch auf Schönheit ihr fester
Bestandteil werde, verlangte die Eingliederung des Künstlers in den
Gestaltungsprozess.
Unverzichtbarer Teil der Erstellung von Welt (gemeint ist vornehmlich die der Behausung) obliegt den Künstlern. Architektur und Kunst verschmelzen zu einer Einheit. Wir erkennen in dem von uns erschaffenen Umfeld unser Schönheitsempfinden als Ausdruck unseres Selbstbewusstseins. Die Verschmelzung von Kunst und Architektur findet ihren vorläufigen Höhepunkt in der Kunst des Bauhauses. In neuerer Zeit kann man einen neuen tollkühnen Stil von Architektur in Holland beobachten, der bahnbrechend die Erkenntnisse der Gruppe „de Stijl“ in der Architektur verarbeitet. Das betrifft den Innenraum genauso wie die architekturale Erscheinung des Bauwerks insgesamt.
Architektur in Einheit mit der Kunst gewinnt zunehmend an Bedeutung.
Dem gegenüber steht die Verwüstung unserer Städte durch Ignoranz und Profitgier. Sie produzieren nicht nur unsere seelenlosen Betonwüsten sowie eine damit einhergehende Anonymisierung, sondern auch eine dadurch bedingte zunehmende Kriminalisierung.
Das Mittel dagegen ist die menschenwürdige Gestaltung seines Lebensraumes. Beschäftigen wir uns mit dem was uns ausmacht: Das Empfinden für Schönheit mit dem festen Willen dies auch zum Ausdruck zu bringen.
Hier, in der Ausstellung des Kunstverein Linz haben wir mit der Arbeit von Rolf Poellet einen Künstler, zu dessen Selbstverständnis es gehört, mit Wahrnehmung, Raum und Kunst umzugehen.
Michael Royen
Kurator
Fotos W.W.Diegmann
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